Gastkolumne: Arno von Rosen: Keine Angst vor Posern, oder doch?

 Arno von Rosen
Viele von Ihnen wissen es bestimmt. Die gefährlichste Jahreszeit hat bereits begonnen. Nein, nicht nur die Hitze sucht uns erbarmungslos heim. Das alleine wäre schon schlimm genug, denn wir schwitzen nicht nur im Büro, im Bus, in der Bahn, im Auto, beim Einkauf von Unmengen kalter Getränke und Großpackungen Eis, sondern wir schwitzen einfach nur so, selbst wenn wir aus der Dusche steigen. Und bevor Sie auf die Idee kommen mein Büro wäre sicherlich klimatisiert. Ist es nicht.

Die Gefahr, von der ich hier spreche sind Poser! Das sagt Ihnen nichts? Doch, tut es, Sie haben sich vielleicht nur entschieden diese Spezies Mensch aus Ihren Sichtfeld zu verbannen, denn Poser führen uns vor Augen, wo so mancher von uns gerne wäre. Poser haben 8 Wochen nach der Geburt einen so flachen Bauch, wie die normale Frau ihn Zeit ihres Lebens nicht hatte, ob mit oder ohne Kinder. Da hilft nicht mal ein Hund mit dem Sie viermal Mal am Tag Gassi gehen, oder auf den Hometrainer steigen, und selbst der qualvolle Weg zum Fitnessstudio bringt uns nicht so in Form. Außerdem scheinen Poser nicht zu schwitzen, nicht mal in sündhaft teuren Sportwagen, wenn die Landstraße mal wieder zur Rennstrecke wird. Poser haben volles Haar, riechen nach exklusiven Duftwässerchen, und ihre Hemden sind auch bei 38 Grad noch knitterfrei. 

Komisch ist nur, wo uns diese Menschen überall begegnen. Sie sitzen neben uns im Café, schlendern gelassen in der Fußgängerzone an uns vorbei, oder liegen in Freibädern, sind selbstverständlich nahtlos gebräunt, auch wenn vor der Hitzewelle sibirische Temperaturen geherrscht haben, und ihr Bauch sieht aus wie die geölte Oberfläche einer bezaubernden Landschaft der Toskana, nur das diese Damen und Herren irgendwie immer den Geruch ganzer Kokosnussplantagen verströmen. Frauen dieser Gattung haben natürlich niemals abgebrochene Fingernägel, und ihre Haarpracht flattert aufreizend im Wind, selbst bei Flaute. Die männlichen Vertreter beherrschen nahezu jede Sportart, haben irrsinnig viele Pokale zu Hause in ihrem Partykeller stehen, kommen gerade von einem schicken Event, von dessen Existenz wir nicht mal wussten, und sind natürlich mit Menschen befreundet, die wir nur aus der Glotze kennen.

 Foto: Arno von Rosen
Aber machen wir uns nichts vor. Diese Ikonen unserer Fantasie haben auch ihre Schwächen und vor allem jede Menge Sorgen, oder wollten Sie Ihrem Gastgeber erklären warum zwei andere Damen im selben Outfit rumlaufen, oder Ihr Ferrari genauso quietschgelb ist wie die Badeente Ihres Sohnes? Eben, da tun sich die wahren Abgründe auf, in Dimensionen, die wir noch nicht einmal erfassen können.

Was nützt einem da schon eine Designerjeans, oder die Tatsache, dass sie mit ihrem Surfbrett fünf Meter hohe Sprünge am Badesee machen können, denn die Gesellschaft in der sich diese anbetungswürdigen Vorbilder bewegen ist gefährlicher als ein Haifischbecken vor der Fütterung. Sie fragen sich warum? Ganz einfach, alles was wir schon bemerkenswert finden, erstrebenswert, anbetungswürdig, und sich für uns als größtes Glück darstellt, bedeutet in der Welt der Poser, immer schöneren Menschen, perfekter Kinder und Horden an dienstbaren Geistern …, nichts. 

Und so trage ich mit Stolz ein paar Kilo zuviel mit mir durch den Sommer, lasse meinen Heimtrainer weiter verstauben, versage mir den nächsten Genuss beim Abendessen nicht, und freue mich über ein Rasierwasser zum Geburtstag, welches nicht 300 Euro gekostet hat. Und als meine Frau nach der Geburt fast zwei Jahre benötigt hat, um sich auf Kleidergröße 38 herunter zu disziplinieren, war ich mächtig stolz. Nicht wegen der Figur, sondern weil ihr einfach egal war, ob Supermodels dies in 8 Wochen schaffen.

Foto: Arno von Rosen
Also, falls Sie mal mit einem Auge einen bewundernden Blick auf solche Göttinnen und Götter geworfen haben, vergessen Sie bitte nicht, das viel weiter oben nicht nur die Sonne heißer ist, sondern auch die Luft dünner, und so etwas beschränkt doch eindeutig unser brillantes Denkvermögen, oder etwa nicht? Ach ja, falls Sie ein Poser sind, jucken Sie sich einfach nicht an meinen Betrachtungen, wahrscheinlich habe ich beim Träumen einfach vergessen aufzuwachen, das kommt bei uns "Sterblichen" häufiger vor. Übrigens, der Wasserakrobat hatte den Körper voller blauer Flecke, ein Preis, den wir nicht bezahlen müssen.

Es grüßt Sie Ihr Arno von Rosen, Buchautor, Koch aus Leidenschaft, unbegabter Poser, Golffahrer, und Waschbärbauchbesitzer – bleiben Sie fröhlich und gelassen.







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