Gastkolumne Arno von Rosen: Der Bonus Mensch

Die früheste Einteilung der Menschheit bezeichnet heute der Begriff "Sammler und Jäger", wobei es um die tatsächliche Jagd auf Tiere und das Sammeln von essbaren Pflanzen ging. Später kam dann der Tausch hinzu und der Wert richtete sich nach der Seltenheit des Objektes und dem Verlangen es zu besitzen. So konnte jemand, der alleine über eine Quelle (Monopol) an Tauschbaren (z.B. bunte Steine für Schmuck) verfügte, viel leichter sein Leben bestreiten, als ein Jäger, welcher sich oft in Gefahr begab, verletzt oder sogar getötet zu werden. Der Markt war erfunden, auch wenn er zunächst nur in den einzelnen Gruppen nach individuellen Regeln vollzogen wurde. Doch bald erweiterte sich der Handel hin zu anderen Gruppen. Merke: der Kaufmann verdient sein Geld nicht beim Verkauf, sondern beim Einkauf. Es war also fast schon eine logische Entwicklung unseren heutigen Einkaufs-/ Produktionsmarkt so weit auszuquetschen wie nur irgendwie möglich. Wir lieben es einfach einen besseren Preis zu bekommen als xyz, denn dann sind wir clever, also überlegen und damit fortpflanzungstechnich attraktiv (Jupp, auch hier geht es um Sex, toll nicht?). Keine Angst, ich bin ebenfalls der Bonus-Typ, aber wo steckt er tatsächlich drin und wie entdecken wir ein echtes Schnäppchen?

Bildunterschrift hinzufügen
Viele hat es früher instinktiv zu Sommer- und Winterschlussverkauf gezogen, um ein gutes Geschäft zu machen, aber waren die immer gut? In den letzten Jahren, bevor dieses alte Verkaufsinstrument abgeschafft wurde, nicht mehr, denn viele Händler, vor allem im Textilbereich, ließen dafür extra Serien anfertigen, auch mit minderer Qualität, denn diese Produkte wurden regelmäßig vom Umtausch ausgeschlossen. Danach ging dann das los, was wir heute als Dauersuperhypersensationsangebote kennen (jeder Verkäufer rechnet spätere Rabatte zuvor in den Verkaufspreis hinein). Da ist es egal, ob es sich um ein Automobil, ein Handy, einen Kredit oder Winterklamotten handelt. Kein Verkäufer stellt sich gegen die Marktpsyche des Kunden und die funktioniert am besten über das Belohnungssytem, denn auf dieses sind wir bereits seit Kindertagen trainiert. "Iss deinen Teller auf, dann scheint die Sonne" (hab ich als Kind echt geglaubt) oder "Wenn du brav bist, bekommst du später ein Eis". Sie wissen was ich meine und das setzt sich sowohl in einer Partnerschaft als auch im Berufsleben fort und dafür benötigt es nicht einmal Worte, denn ein Blick des Partners entscheidet schon über die spätere Belohnung, die man/ frau sich ja nicht versauen will (ich setzte eine funktionierende Partnerschaft voraus, sonst geht der Schuss womöglich nach hinten los) oder der Chef, der einem durch die Blume mitteilt, dass es bald eine freie Stelle in besserer Position geben könnte (die Kunst der Kommunikation zwischen Boss und Angestellten liegt darin, den Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet). Klar geben wir dann noch mehr Gas, auch wenn der Blödian es jedem der 30 Kollegen mitteilt, aber da wir sowieso zur Stütze der Firma gehören (was auch sonst) bekommen wir sicher den Job. Trotzdem strengen wir uns unwillkürlich an, es geht schließlich um einen Bonus. Ob der sich dann wirklich lohnt und das meiste vom Mehrverdienst nicht bei Vater Staat landet und die zusätzliche Verantwortung uns nicht auch noch den letzten Spaß an der Arbeit nimmt, steht auf einem anderen Blatt. Oft tun wir solche Dinge schon wegen der protzigeren Visitenkarte, gelle ;-)

Um ein echtes Schnäppchen zu machen, muss ich mich dennoch wirklich anstrengen, weil diese nicht so offensichtlich sind, wie uns viele Schilder und Popups (das sind die Werbebotschaften im Internet, die mir schon gar nicht mehr auffallen, weswegen diese fast totale Geldverschwendung sind) glauben machen möchten. Um den wirklichen Wert eines Produktes zu kennen, muss man nicht nur den Handel dieser Ware über einen längeren Zeitraum auf allen Ebenen verfolgen (Zeitung, Geschäft, Internet usw), was schon schwer genug ist, man muss auch noch das Glück haben zum richtigen Zeitpunkt das Schnäppchen zu entdecken und auch kaufen zu können. Was nützt Ihnen schon eine 2000 Euro teure Kaffeemaschine, die für 1500 Okken verscherbelt wird, wenn auf dem Konto Ebbe herrscht. Eben. Egal wie oft wir nicht zu einem wirklich gutem Geschäft kommen (was auch immer bedeutet, dass der Verkäufer einen guten Deal macht) wir geben es nicht auf, denn irgendwann findet jeder sein goldenes Ei ;-) Ich muss natürlich nicht extra erwähnen, dass alle Elektrogroßmärkte etwa 6 Wochen vor der Weihnachtssaison die Preise anheben, dann damit das festliche Geschäft (und damit nicht selten 50% des Jahresumsatzes) machen, im Januar die Preise wieder drastisch senken, mit einem etwas besseren Preisverhältnis als vor der Erhöhung, aber nur, weil danach die neue Technik Einzug hält (wie jetzt alljährlich am Markt demonstriert wird) und mein Weihnachtsgeschenk sofort üppig an Wert verliert. Ja ja, dass Bessere ist immer der Feind des Guten. Das wußte schon meine Omi.

Doch Sie haben den ganzen Schrumps ja nicht gelesen, um zu erfahren wie selten ein toller Kauf gelingt, sondern wie Sie leicht und schnell Geld verdienen können ohne das Heim verlassen zu müssen. Haben Sie noch nie von gehört? Doch, es geht, denn ich mache es schon seit Jahren. Irgendwann war ich es mal leid überall zu lesen, dass Neukunden dies und jenes bekommen, wenn sie nur zum neuen Anbieter kommen, jetzt eine Karte beantragen oder sogar die Bank wechseln. Ich wollte auch etwas vom Kuchen abhaben, traf aber überall auf taube Ohren und kassierte nur doofe Sätze wie, "da können wir leider nix machen, denn das Budget ist nur für Neukunden", oder "günstiger können wir es nicht machen, aber wir hätten da gerade ein attraktives Zusatzangebot für Sie“. "Ja genau, ihr mich auch“, dachte ich und entwickelte eigene Strategien. Meine TV Zeitschrift (inwischen habe ich gar keine mehr, es gibt ja Online Dienste), kündigte ich und warb dafür meine Frau. So bekam ich einen 75 Euro Tankgutschein (achten Sie immer darauf einen Bonus zu nehmen, der wie Bargeld funktioniert und weder andere Waren noch tatsächlich Bargeld auszusuchen, dann erhalten Sie den größten Gegenwert) und freute mich darüber entweder die Zeitschrift fast kostenfrei ein Jahr zu erhalten oder für umme an die Tanke zu fahren. Neun Monate später haben wir einfach getauscht und sie hat mich geworben ;-) Sie wollen noch mehr?

Kaufen Sie nix mehr auf Internetplattformen ohne vorher zu gucken, ob dafür Gutschein-Codes existieren (hier ein Beispiel). Verlassen Sie sich nicht auf Preisvergleichsseiten, denn die Listen in der Regel nur Anbieter von denen sie auch eine fette Provision erhalten (Verivox & Co.), Outletstores können Angebote haben und wenn Sie Ausflüge lieben, machen Sie das, aber echte Schnäppchen sind da eine Seltenheit, sonst würden sich diese Unternehmen ihren eigenen Markt kaputt machen, gelle :-) Immer noch nicht genug? Kündigen Sie jedes Jahr Ihren Strom-/ Gasanbieter und lassen Sie sich als Neukunde bei einem anderen Anbieter die Taschen voll machen. Seien Sie aber bitte nicht so nachlässig wie ich, denn sonst werden Sie bei der dritten Anfrage desselben Anbieters abgelehnt und Unternehmen wie Stromio machen Ihnen nach der dritten Kündigung in 6 Jahren das Leben schwer mit falschen Abrechnungen, zeitverzögernden Kündigungsbestätigungen, Inkassoandrohungen (für die falsche Abrechnung) usw, nur um sicher zu gehen, Sie nie wieder als Kunden begrüßen zu können/ müssen, weil es in diesem Fall wirklich ein gutes Geschäft für SIE und nicht für die Unternehmen ist (Keine Bange, Anbieter gibt es wie Matsch nach einem Dauerregen).

Bitte bedauern Sie jetzt kein Unternehmen, denn jeden Tag stehen Millionen Kunden auf und bezahlen zu viel, da kann man Ihnen doch einen kleinen Erfolg gönnen, oder? Machen Sie einfach mehr aus Ihrem Geld, denn besser Sie, als andere ;-)

Mein Zitat von heute stammt von John Ruskin (1819-1900) britischer Schriftsteller, Maler, Kunsthistoriker und Sozialphilosoph. Sein Zitat wird eigentlich nur in sehr verkürzter Form verwendet mit dem Satz "Ich bin zu arm, um mir etwas Billiges kaufen zu können." Hier nun das Original.

 Arno von Rosen
"Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann, um es etwas billiger zu verkaufen. Die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel zahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie zuwenig zahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld, viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Tun Sie dies, dann haben Sie auch genug Geld, um für Besseres, etwas mehr auszugeben."

Es grüßt Sie Ihr sparfüchsiger Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Blogger und Bonus-Mensch. Denken Sie bitte daran, wenn Sie Fieber bei der Jagd nach Schnäppchen bekommen; machen Sie eine Pause, setzen sich hin und trinken Sie etwas. Das macht das Angebot nicht besser, gibt Ihnen aber ein gutes Gefühl und einen Moment zum Innehalten, denn vielleicht brauchen Sie das neue DING ja gar nicht (Damenschuhe sind selbstverständlich ausgenommen). 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen